Maroniten

   
 


 

 

Home

Reisen

Flüge

Ultreja

Aktuelles!

Libanon

Antoniuskloster

Qadishatal

Maroniten

=> Interview m. F.Augustin

Khalil Gibran

Vortrag

Galerie

Kontakt

Links

Impressum

Counter

Gästebuch

 


     
 

Geschichte der Maronitischen Kirche

Beginn und weitere Entwicklung im syrischen Raum


Der Heilige Maron lebt als Einsiedler in der Gegend von Cyrrhus (ca 70 km nordwestlich von Aleppo), zwischen Aleppo und Antiochia in den Bergen, gegen Ende des 4. Jahrhunderts, schon zu Lebzeiten zieht er viele Anhänger an (mehr als 700 Mönche) und wird verehrt; gründet eine monastische Schule; er baut einen ehemaligen heidnischen Tempel zu einem christlichen Kultplatz um in der Gegend von Cyrrhus (Nachbardiözese von Antiochia); es ist die Blütezeit des syrischen Mönchtums (Heiliger Ephrem), das vierte Jahrhundert überhaupt die Geburtsstunde des Mönchstums (Antonius der Große in Ägypten); es gibt die Einsiedler und die Cenobiten, die zusammen leben; es gibt die extremen Asketen, die sogenannten Säulenheiligen wie Simon, der Säulensteher in der Nähe Aleppos; parallel zur Askese, dem eremitischen Leben ist jedoch auch immer das Apostolat wichtig. Das Todesjahr des Hl.Maron ist um das Jahr 410 n.Ch. anzunehmen. Nach seinem Tod gibt es einen Streit, welche Stadt seine Gebeine beherbergen darf, welche die größte für sich entscheidet.

Simeonskloster in der Gegend von Cyrrhus 
 

Nach dem Tode des Hl.Maron zieht seine asketische Schule weiterhin Anhänger an, die in Gemeinschaft oder als Eremiten in ihren Zellen verstreut in den Bergen oder um das Kloster leben. 452n.Ch. wird durch Kaiser Markion das Kloster Beith-Maron in der Gegend von Apamea, in der syrischen Ebene, gegründet, um die calcedonische Sache zu stärken („die getreuen Gläubigen vom Hause des Maron“ in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung). Sehr schnell übernimmt dieses Kloster, welches sich den Heiligen Maron als Leitbild gewählt hat, die Führungsrolle unter den calcedonischen Klöstern in Antiochien. Es ist berühmt für seinen asketischen Lebensstil und seine Reformtreue. Hunderte von Mönchen leben dort die nächsten Jahrhunderte und es hat eine große Strahlkraft in der gesamten Region, wie uns der arabische Geschichtsschreiber Al-Mas`udi berichtet. Ihm zu Folge muss es ein riesiges Kloster gewesen sein mit beträchtlichem materiellen und vor allem geistigen Reichtum. Um das riesige Kloster herum lebten über dreihundert Eremiten in ihren Zellen. Das Kloster ist ein Hort des wahren Glaubens und der Treue zur Byzanz und wurde deshalb wohl auch bewusst so vom Kaiser Markion (451-457) gegründet. 

 

Denn in diese Zeit fällt das Konzil von Calcedon 451 n.Ch. und damit das erste Schisma. Dort wird unter Federführung Papst Leo des Großen und Theoderet, Bischof von Cyrrhus (gest. 458) die Lehre von den zwei Naturen Christi verbindlich festgelegt. Der überwiegende Teil der syrischen Christen (Aramäer) macht diese Lehre nicht mit (Monophysiten/Jakobiten); hierin kommt vor allem der kulturelle Gegensatz zum byzantinischen Staat und der griechisch-byzantinischen Staatskirche zum Ausdruck. Die Mönchsschule des Hl. Maron steht dagegen in der Tradition von Calcedon (Theoderet lebte selbst mehrere Jahre dort und schrieb seine besten Werke; 440: Historia Religiosa); das führt zu Spannungen mit der monophysitischen Glaubensmehrheit in der Region; 517n.Ch. kommt es zu einem Massaker an 350 maronitischen Mönchen, die auf dem Weg von Beith-Maron nach Qalat Seman sind, um sich dort mit Glaubensbrüdern zu treffen (Gedenktag: 31.07. jeden Jahres). Das byzantinische Kaiserhaus vollzieht in dieser Zeit mehrfach kirchenpolitische Schwenks wieder weg von Calcedon und zurück, Theoderet von Cyrrhus wird nachträglich mehrfach gebannt (Anathema), so unter Justinian, um die monophysitische syrische Bevölkerung wieder an die Seite des byzantinischen Staates zu bringen. Doch das gelingt letztendlich nicht. Die calcedonischen Mönche halten übrigens den Kontakt mit dem Papst (so ist ein Brief an Papst Hormisdas nach dem Massaker 517 überliefert).

 

Als es 610n. Ch. zu einem Einfall der Perser in den syrischen Provinzen kommt, werden diese von der mehrheitlichen monophysitischen Bevölkerung freudig begrüsst. Für die calcedonische maronitische, auch melkitisch genannte Kirche (dem Kaiserhaus, Kaiser Markion anhängend, von melech (aram.) = König)) bedeutet dieser Einfall eine Zeit der Verfolgung. Schließlich folgt in den Jahren 632-634n. Ch. die arabische Eroberung. Von der mehrheitlich monophysitischen Bevölkerung werden die arabischen Beduinen zunächst durchaus als Befreier vom ungeliebten byzantinischen Joch begrüßt. So ist auch erklärbar, dass innerhalb weniger Jahre die gesamten syrischen Provinzen in die Hände der Araber fallen. Gleichzeitig gibt es nur wenig Militär zur Verteidigung, da Byzanz sich gescheut hatte, größere Truppenteile aus der einheimischen Bevölkerung zu rekrutieren, immer einen Aufstand oder Abfall befürchtend. Für die Maroniten bedeuten die Einfälle auch eine Zeit der Verfolgung. Zu Beginn des 7.Jahrhundert leben im Kloster des Hl.Maron 800 Mönche (nach Thomas von Kaphartab, einem maronitischen Bischof des 11.Jh.). Dies ist der Höhepunkt des monastischen Lebens dort, der durch die Arabereinfälle einen entscheidenden Einschnitt erfährt. In den folgenden Jahrhunderten kommen die alten Handelsströme in Syrien zum erliegen, viele Städte werden verlassen (s. heute: Tote Städte), es findet nach und nach auch eine Abwanderung in die Berge des Libanon statt. Das weitere Vordringen der Araber kappt die Verbindungen zwischen den Maroniten und Byzanz und Rom auf der anderen Seite.

 

Der Patriarch von Antiochien wird im Verlauf der arabischen Invasion getötet, zunächst wird der Patriarch als Titularpatriarch weiterhin von Byzanz ernannt und hat dort seinen Sitz, doch 702 erlischt das byzantinische Interesse und der Sitz wird vakant (von 702-742) In dieser Situation besetzt das Kloster von Beith-Maron, welches sowohl geistliche wie weltliche Führung in dieser Zeit ausübt, den vakanten Patriarchensitz und erklärt sich als unabhängig von der Reichskirche. So beginnt eine echte eigene Kirche mit einem Patriarchen als Oberhaupt. Erster maronitischer Patriarch von Antiochien wird in der ersten Hälfte des 8.Jh. der Heilige Johannes Maroun, ernannt vom Kloster des Hl.Maron. Vom Kloster werden ebenso in den nachfolgenden Jahrhunderten die Patriarchen und Bischöfe ernannt.

 

In diesen Jahrhunderten kommt es zu weiterer Verfolgung durch Monophysiten, zeitweilig auch durch Byzanz und vor allem die Araber. Um 950n Ch. wird das Haus von Sankt Maron, Beith-Maron bei Apamea mitsamt seinen über dreihundert Einsiedeleien durch den Sultan Seif-ed-Daulat (944-967) zerstört. Es folgt eine Welle des Exils in die Berge des Libanon. (Das Kloster Mar Maroun am Ufer des Orontes in der Nähe von Hermel ist zunächst Zufluchtsort der Gemeinschaft.)

 

 

Entwicklung im Libanon

 

Phase 0: Ausbreitung des Christentums im Libanon seit Jesu Zeiten

1. - 6. Jahrhundert

Das Christentum beginnt ja im Libanon eigentlich schon mit Jesus selbst, der mehrfach auf seinen Reisen nach Sidon und Tyrus kommt. Nach Aussage verschiedener Geschichtsschreiber und aufgrund archäologischer Funde gibt es auch Annahmen, dass das Wunder an der Hochzeit von Kana im nördlichen Galiläa im heutigen Qana im Libanon stattgefunden hat. Wir haben es deshalb beim Libanon wahrhaft mit einem Teil des Heiligen Landes zu tun, auf das Jesus seinen Fuß setzte und wo er wirkte. Die Apostel, Petrus und Paulus insbesondere, durchqueren auf ihren Reisen die phönizischen Städte, sie reisen entlang der phönizischen Küste und so kommt das Christentum unmittelbar nach den Juden selbst zu den Phöniziern im Libanon. Petrus ernennt den ersten Bischof von Byblos, Sankt Johannes Markus, nachdem die alte Kreuzfahrerkathedrale in Byblos benannt ist. Johannes Markus war ein Freund Barnabas, des Schüler des Paulus, sein Gedenktag ist der 25.April in den östlichen Kirchen und der 27.09. in der römischen Kirche. Byblos war damals religiöses Zentrum der Phönizier. Ebenso wird von Petrus ein Mann Namens Maroun zum Bischof von Tripoli ernannt und Quartus zum Bischof von Beirut geweiht. Wir finden also bereits im ersten Jahrhundert ein lebendiges Christentum im Libanon vor. Es ist auch von der Ernennung eines Diakons in Beirut die Rede, was auf größere Gemeinden hinweist.

 

Im 4.Jahrhundert ist das Christentum entlang der phönizischen Küste bereits weit verbreitet. Mit dem Toleranzedikt von Mailand 313 n.Ch. kommt es zu einem energischen Vorgehen gegen die heidnischen Kulte, viele heidnische Kultplätze werden zerstört, wie der Astartetempel im Adonistal, oder in christliche umgewandelt. Nur in den libanesischen Bergen und dem Wallfahrtsheiligtum von Heliopolis können sich die heidnischen Kulte halten. Hier findet auch der Versuch Kaiser Julians (361-364) die heidnischen Kulte wiederzubeleben und die Wiederherstellung heidnischer Heiligtümer, etwa des Astartetempels bei Afqa, ein lebhaftes Echo. 

 

Abraham von Cyrrhus und wenig später der heilige Simon, zwei Schüler des Heiligen Maron, missionieren in den Bergen des Libanon. Der eine bringt das Christentum in die Gegend von Afqa im Adonistal (deshalb der heutige Name des Tals Nahr Ibrahim), der zweite in das Qadishatal, nach Hadeth, Becharre und Ehden. Sie sind die Apostel des Libanon. Johannes Chrysostomos schickt zur selben Zeit Missionare in die phönizischen Gebiete. Es gibt dabei Tote und Märtyrer. Es dauert noch längere Zeit, bis sich das Christentum in den Bergen insgesamt durchsetzen wird, nämlich bis zu Beginn des 7.Jahrhunderts. Die konservativen Bergbewohner hängen an den alten Traditionen, an ihrem alten erdverbundenen Kult von der Muttergöttin, von Adonis und Astarte. Wir haben hier also während der gesamten byzantinischen Epoche eine längere Zeit des Nebeneinanders von christlichem und heidnischen Kult wie wir es auch von manchen Gegenden in Europa kennen.

 

Phase I: Zeit der Marada/Herausbildung, Konsolidierung der maronitischen Nation

7. - Ende 11.Jahrhundert

Die Verteidigungskämpfe gegen die eindringenden Araber im 7.Jahrhundert führen zu einer Konsolidierung, ja zur eigentlichen Herausbildung des maronitischen Volkes und der maronitischen Kirche in den Bergen des Libanon. Die berittenen Beduinen können zwar seit 634 n.Ch. die Bekaaebene erobern und breiten sich nach und nach entlang der Küste aus und isolieren so die Maroniten im Gebirge, doch diese verteidigen ihre Freiheit und Autonomie erfolgreich in den nur schwer zugänglichen Bergen („Marada“). Entlang der Küste und in der Bekaa werden arabische,auch schiitische Stämme angesiedelt,  um die Maroniten in den Bergen einzukreisen. Dieser sogenannte „weiße Libanon“, einen guten Teil des Jahres mit Schnee bedeckt, ist das Herzland der maronitischen Kirche und des maronitischen Volkes. Sie organisieren sich in einem ländlichen Feudalsystem der Selbstverwaltung, der Patriarch ist die oberste Autorität insbesondere in schwierigen Zeiten, umgekehrt lebt er ein mönchisches Leben und mischt sich nicht in die weltlichen Angelegenheiten ein. Die Menschen führen ein sehr einfaches Leben, welches sich um die Arbeit zentriert und versammeln sich mindestens zweimal am Tag zum Gebet. So gibt es in manchen Dörfern bis zu vierzig Kirchen und Heiligtümer wie in Ehden, Aqoura, Becharre oder Zgortha. Die Menschen haben kein Interesse an einer Staatsbildung oder größeren politischen Plänen. 

 
"Der weisse Libanon - Herzland der Maroniten"
 

So kommt es zu der Situation, dass mit der maronitischen Kirche eine Kirche existiert, die auf dem Boden von Calcedon steht und auch nicht vom Schisma von 1054 n.Ch. betroffen ist, der Spaltung der römischen und der orthodoxen Kirche, die jedoch zu dieser Zeit keine Verbindung mehr zu ihren Glaubensbrüdern im Westen hat.

 

Insgesamt ist die kürzere Zeit der Omajadenherrschaft (611-750) dabei liberaler und toleranter, während die Zeit der Ajubitenkalifen (750 - 1258, Fall Bagdads durch Mongolenkhan Hulagu)) von mehr religiöser Intoleranz gekennzeichnet ist sowie von Intrigen und Wirren im syrischen Raum zu Lasten der Bevölkerung seit der Verlegung des Kalifats von Damaskus nach Bagdad (762). Von diesen Wirren und der damit einhergehenden Gewalt sind insbesondere auch die Christen betroffen. Die Omajadenkalifen (bis Anfang 8.Jh.) akzeptieren die Unabhängigkeit der Maroniten gegen Tributzahlung.

 

 

Phase II: Kooperation mit den Franken, Erneuerung der Beziehungen zum Okzident

12.-13. Jahrhundert

Die Kreuzzüge, acht an der Zahl, dauern von 1095 bis 1291. Ausgangspunkt dafür ist die zunehmende Bedrohung der Christen im Orient, die Zerstörung tausender Kirchen im 11. Jh. und die Schändung des Heiligen Grabes (zudem die Niederlage Byzanz gegen die Seldschuken). Erst im Frühjahr des Jahres 1099 n.Ch., als die ersten Kreuzfahrer in Arka, in der Nähe von Tripoli ankommen, wird die Verbindung mit der römischen Kirche und dem Westen wieder erneuert. Die Kreuzfahrer finden in den Maroniten einen treuen Verbündeten, es folgt eine für beide Seiten fruchtbare Zusammenarbeit und Unterstützung in den folgenden zwei Jahrhunderten. (In dieser Zeit wurzeln auch die traditionell engen Beziehungen zwischen Frankreich und den Maroniten; am 21. Mai 1250 erklärt König Ludwig der Heilige den Schutz Frankreichs für die maronitische Nation (Ritualkreuz im Museum von Qozhaya), 1535 erhält der französische König Franz I von Suleiman dem Prächtigen das Privileg einer Schutzmacht für die christlichen Missionare und in gewisser Weise auch für die Christen des Orients und die Maroniten insbesondere („capitulations“ regeln die Beziehungen zwischen Frankreich und dem osmanischen Reich, 1603 und dann von Louis Quatorze 1649 erneuert, seitdem maronitischer Scheich als frz.Konsul in Beirut) Die Maroniten kämpfen Seite an Seite mit den Kreuzfahrerheeren, etwa bei der Eroberung Jerusalems. Doch dort, wo die Kreuzfahrer versuchen, ihre Herrschaft auf die Maroniten auszudehnen, kommt es zu blutigen Kämpfen mit ihnen, etwa 1281 unter dem  Patriarchen Lukas Bnahrani. Dies schwächt beide Seiten und erleichtert den Mameluken schließlich die Eroberung von Tripoli im Jahre 1289. Im Juli 1291 erobern sie Beirut. Im selben Jahr fällt St Jean d`Acre (Akko) als letzter Rückhalt der Franken im Heiligen Land. Tortosa ist der letzte Stützpunkt der Kreuzfahrer, der ebenfalls 1291 geräumt wird. Die Kreuzzüge bringen wieder eine direkte Verbindung mit Rom, so nimmt etwa der Patriarch Jeremias von Amchit am 4.Laterankonzil 1215 teil.

 

 

Phase III: Verfolgung durch die Mameluken, Behauptung als Nation in Isolation

Ende 13. Jh. - Anfang 16. Jh

Die Herrschaft der Mameluken vom Ende des 13. bis zu Beginn des 16. Jahrhunderts bedeutet für die Maroniten zunächst eine Zeit blutigster Verfolgung und Unterdrückung. Es gelingt nicht mehr das System der Selbstverteidigung, die Marada, wiederherzustellen. Sie zahlen nun einen hohen Preis für ihre Zusammenarbeit mit den Franken. Der berühmte Patriarch Gabriel von Hjoula wird 1367 bei lebendigem Leibe in Tripoli (Sitz des mamelukischen Vizekönigs) verbrannt. Dies führt zu einer vorübergehenden Schwächung des Patriarchats zugunsten des von den Mameluken eingesetzten Führers. Es kommt zu zahlreichen Massakern an der maronitischen Bevölkerung, so in den Höhlen von Hawka und Hadeth, wo sich die Menschen vor den Mameluken versteckt hielten. Das Land wird verwüstet. Ein Teil der Maroniten flieht anfangs nach Zypern, wohin schon früher Maroniten ausgewandert sind und das noch unter Kontrolle der Kreuzfahrer steht. Dennoch behauptet sich das maronitische Volk auch in dieser Zeit als Nation in den Bergen. Die Maroniten bevorzugen dabei dichtbewohnte größere Siedlungen wie Zgohrta, Hadchit, Becharre, in denen sie sich erfolgreicher verteidigen konnten. Die Beziehungen zu Rom und zum Westen kommen zunächst ganz zum Erliegen und leben erst im Laufe des 15.Jh. wieder auf und intensivieren sich dann in osmanischer Zeit. Später wird die Lage unter den Mameluken entspannter, die Maroniten sind vom Firman befreit und den Mameluken ist an einem guten Handel mit dem Westen gelegen.

 

 

Phase IV: Öffnung und Ausbreitung/ Zusammenarbeit mit den Moslems

Anfang 16.Jh - Anfang 19. Jahrhundert

Die Situation ändert sich erneut durch die Eroberung des „Land von Damaskus“ durch den Osmanen Sultan Selim I 1517 n.Ch. Die Osmanen erkennen zunächst die lokalen Führer an und betrauen diese mit der Verwaltung vor Ort. Der Libanon erhält eine Autonomie. In dieser Zeit kommt es zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit den Emiren drusischer Seite (Maaniten seit 1584) und sunnitischer Herkunft (Assafiten seit 1523, Chehabisten seit 1697), deren Ziel die größtmöglichste Unabhängigkeit von der „Geheimen Pforte“ ist. Ihre Interessen sind regional und feudal, nicht muslimisch, ebenso wie ihre Rechtssprechung. Sie begnügen sich Steuern zu erheben und lassen die lokalen Freiheiten unangetastet. Erster Emir ist Mansour Al-Turkomani (1523-1580), ein Turkomane, welche von den Mameluken an der Küste angesiedelt worden waren, um die Verbindung der Maroniten zu den Kreuzfahrern zu verhindern. Unter seiner Herrschaft kommt es zu einer ersten Neublüte des maronitischen Volks und seiner Ausbreitung nach Kesrouane. Die Aasafiten förderten die Ansiedlung der Maroniten in ihren Gebieten, da sie loyal sind, einfache Bauern und für die Entwicklung des Landes arbeiten ohne politische Ambitionen zu haben. Wichtig für die enge Verbindung von Aasafiten und Maroniten ist Scheikh Youssef Hobeiche, dessen bedeutende Familie in Ghazir siedelt und der den Emir als seine rechte Hand unterstützt. Bedeutenster Emir dieser Zeit ist jedoch der drusische Emir Fakhreddine II (1584-1633), der die Aasafiten schlägt und ablöst. In seiner Zeit, 1584 n.Ch. wird auch das maronitische Kolleg in Rom gegründet.  Unter seiner Herrschaft wird der Libanon vereint und er knüpft mit Hilfe der Maroniten politische und wirtschaftliche Beziehungen nach Europa, besonders zu Venedig dem Großherzogtum Toscana, Frankreich und dem Vatikan. Interessant ist, dass der Vater des Emirs in Ungnade gefallen war und die Familie bei den Maroniten unter dem Schutz des Scheichs Abi-Nader El-Khazen lebte und aufwuchs. Dieser wurde dann auch sofort rechte Hand des Emirs, nachdem dieser von den Osmanen wieder die Herrschaftsgewalt zurückbekamm. Unter Fakhreddine entsteht das Vorbild eines modernen libanesischen Staates, geeint und liberal, jenseits von religiösem Fanatismus. Unter den Maaniten siedeln die Maroniten auch in Schouf bis nach Sidon, um eine Pufferzone zwischen Drusen und Schiiten zu bilden. Überall, wo der Emir herrscht, breiten sie sich aus. Sie kämpfen in seinen Reihen und sie können etwa 20000 Kämpfer stellen, das bedeutet dass damals etwa 150 000 Maroniten in den Bergen gelebt haben müssen. Schon damals haben sie eine ausgleichende Funktion zwischen den moslemischen Volksgruppen. Die Maroniten haben keine Probleme sich mit anderen Bevölkerungsgruppen zu mischen, solange sie ihre Eigenständigkeit behalten. Ein gutes Interessendreieck zwischen libanesischem Emirat, maronitischer Nation und Beziehungen zum Westen herrscht damals. Überhaupt sind diese Beziehungen zum Westen für das maronitische Volk von lebenswichtiger Bedeutung gewesen, damals wie heute. Fakhreddine modernisiert die Landwirtschaft (Seidenindustrie), die Architektur und weitet seinen Machtbereich über den Libanon hinaus bis nach Aleppo und ins heutige Jordanien und Israel aus. Der Versuch, die Osmanen zu schlagen und deren Herrschaft über den mittleren Osten zu beenden, scheitert jedoch, weil die versprochene Hilfe aus dem Westen ausbleibt (Munition und Truppen), die Toscana wird von der Pest heimgesucht und inzwischen herrscht der 30jährige Krieg, worauf die Osmanen ihre ganze Streitmacht gegen ihn werfen, ihre syrischen und ägyptischen Statthalter einmarschieren lassen, und seine Armee schlagen. Fakhreddine geht 1633 ins Exil nach Istanbul und wird dort 1635 hingerichtet. Die Beziehungen zwischen Patriarchat und den Maaniten waren auch weiterhin sehr gut, weshalb es in dieser Zeit zu einer Nord-Süd.Bewegung kommt, weg  aus der Unterdrückung durch den osmanischen Pascha/Gouverneur in Tripoli und dessen Verbündeten hin in den Schutz der Maaniten im Süden (Kerouane/Metn/Schouf). Auch unter dem Emirat der Familie Chehab (18./19.Jh) setzt sich die Zusammenarbeit der Christen mit den Moslems fort (maronitischer Premier, Sekretär), allerdings getrübt von zeitweiligen Spannungen mit dem Patriarchat und zahlreichen Steuern. In diesen Jahrhunderten gewinnen die Maroniten an Einfluss und verstärken den Kontakt zum Westen. In dieser Zeit wird auch in Qozhaya die erste Druckerpresse installiert (1585), die 1610 mit dem Druck eines Psalters ihren Betrieb aufnimmt.

 

Von anderer Seite (P.Joséph Mahfouz, precis d`histoire de l`église maronite, Kaslik 1985) wird jedoch die Osmanenherrschaft insgesamt als dunkelstes Kapitel in der maronitischen Geschichte bezeichnet; es ist hier gewiss zwischen den einzelnen Phasen zu unterscheiden und zwischen einzelnen Regionen; schwierig ist etwa das Emirat der Bani Saif (Ende 16.Jh.), welches auf das der Aasafiten folgt; auch die Beziehungen mit dem türkischen Gouverneur von Tripoli, welcher für den Norden zuständig ist, sind von Unterdrückung und Verfolgung gekennzeichnet. In Erinnerung der Maroniten bezüglich der Türken sind hier wohl vor allem die Massaker des 19.Jahrhunderts.

 

Phase V: Geburtswehen und Rückschläge auf dem Weg zum modernen Staat

Mitte 19. Jh. - Ende des 1.Weltkrieges

Seit 1804 herrscht Mohammed Ali in Ägypten und kann sich von den Osmanen unabhängig machen. Seine Armeen erobern unter dem Kommando seines Sohnes Ibrahim Pascha 1832-34 Palästina, den Libanon und Syrien. Sie verbünden sich mit den Franzosen, was wiederum die anderen europäischen Großmächte auf den Plan ruft. Eine vereinte europäische Flotte (1840 Bombardement von Beirut durch die Engländer) zwingt die Ägypter zum Rückzug. 1840 kommt es zu einer Versammlung aller libanesischen Notablen in der Kirche von Antelias auf Impuls des Patriarchen Joseph Hobaich, wobei die Anwesenden Führer (Christen und Muslime) schwören, den Libanon von den Ägyptern zu befreien, die sich sehr wüst benommen hatten.  Das 19. Jahrhundert bringt insbesondere seit 1840 enorme innere Spannungen (bürgerkriegsähnliche Unruhen 1840/43/45 etc) die in den Massakern von 1860 münden, bei denen zehntausende Christen seitens der Drusen getötet werden, im Schouf, in der Bekaa (10000) und in Damaskus (11000 Tote dort). Die Massaker von 1860 führen zu internationalem Eingreifen. Das napoleonische Frankreich schickt in Folge eine Schutztruppe für die bedrängten Maroniten; es entsteht eine autonome christliche Selbstverwaltung im Mount Lebanon, während die Hälfte des Libanon (Bekaa, Wadi Taym, Tyrus und Sidon, Beirut, Tripoli, Akkar) anderen osmanischen Provinzen zugeschlagen wird. In Folge der Massaker kommt es zu einer massiven Auswanderungswelle nach Brasilien, Venezuela, Mexiko etc und einer Binnenwanderung etwa nach Beirut. Diese Spannungen haben einerseits soziopolitische Gründe und hängen mit der Emanzipation der maronitischen Bauern gegenüber den drusischen Großgrundbesitzern zusammen; andererseits sind sie Ausdruck der Nationalbewegungen des 19.Jahrhundert, die für die Christen im europäischen Teil des osmanischen Reiches zur Nationalstaatsbildung führen, für die Christen im anatolischen und arabischen Raum jedoch Massaker und Genozid zur Folge haben. Die Massaker sind von der „Geheimen Pforte“ geschürt und minutiös vorbereitet. Die arabische Wiedergeburt des 19. Jahrhunderts, die schließlich auch zur Staatsgründung der Republik Libanon führt, wird anfangs federführend von den Christen getragen. Arabischer Nationalismus und libanesischer Nationalismus gehen dabei durchaus zusammen und stehen immer wieder auch im Spannungsfeld (was etwa das Verhältnis zu Syrien angeht). Er hat zunächst eine Wendung gegen die osmanische Besatzung und gegen fanatischen Islam und möchte die Stellung der Christen stärken. So kämpft etwa im Nordlibanon Youssef Karam Bey gegen die Türken und tritt für einen Großlibanon und die Öffnung zu den Arabern ein. Als der arabische Nationalismus parallel mit dem Erwachen des türkischen Nationalismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts (Absetzung des Kalifen Abdul Hamids, Pantürkentum) zunehmend islamisch religiös motiviert wird und panarabische Züge annimmt, entwickeln die Christen Reserven dagegen.

 

Von vielen europäischen Reisenden, etwa dem französischen Dichter Lamartine, werden die Maroniten des 19. Jahrhunderts als Bild für die Urchristen gepriesen:

 

„Wenn man sich ein Bild machen möchte vom wahren Leben der ersten Christen, wenn man die Einfachheit und Wärme echten Glaubens erleben möchte, die Reinheit und Nachfolge der Apostel der Nächstenliebe, die ausgewogene Macht eines Klerus, vernünftige Autorität, Armut, die nicht gelogen ist, und Würde, die nicht prahlt, Gebet, Askese und Handarbeit, wenn man all das sehen will, dann muss man in den Libanon kommen, zu den Maroniten...Was mich betrifft, könnte ich mich völlig entwurzeln und mich ins Exil zwingen, keine Umgebung schiene mir süßer als die friedlichen maronitischen Dörfer am Fuße der Berge und auf den Hängen des Libanon.“ 

 


Aus dieser Einsiedelei gingen 3 maronitische Patriarchen hervor.


Ein weiterer traumatischer Einschnitt bedeutet für die libanesischen Christen der erste Weltkrieg. Alle Sonderrechte werden aufgehoben (auch die Capitulations), das Land gerät unter Militärverwaltung der türkischen Armee, Oberkommando: Djemal Pascha, und ihrer preussischen Verbündeten. Massive Requirierungen, Vernichtung der Ernte durch eine Heuschreckenplage, gefolgt von einer Typhusepedemie bei gleichzeitiger Sperrung der libanesischen Häfen für Hilfsgüter führen zu einer unvorstellbaren Hungersnot, der etwa ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer fällt. Eine Intervention des Habsburger Kaisers Karl auf Drängen des Heiligen Stuhls kann in letzter Sekunde die Verschleppung und Tötung des maronitischen Patriarchen verhindern. In der Zeit des 1.Weltkrieges machen die libanesischen und arabischen Nationalisten wieder gemeinsame Sache; 33 von ihnen werden 1915/16 auf dem deshalb so benannten Märtyrerplatz in Beirut gehenkt. Der Orden (OLM) nimmt eine Hypothek auf seine gesamten Besitzungen in Höhe von 1 Million Goldfrancs auf, um die Hungernden zu unterstützen. Diese wird ihm jedoch nach dem Krieg von Frankreich erlassen: „Wir können doch nicht zulassen, dass ein Orden von 600 Personen großzügiger ist als die Nation Frankreich.“

 

Mit der Niederlage der Osmanen und dem Einmarsch der arabischen Legion in Damaskus stehen zwei entscheidende Punkte zur Disposition: die Größe des libanesischen Staatsgebiets und die Frage der Unabhängigkeit. Die Maroniten drängen mehrheitlich darauf, dass nur ein Großlibanon in den historischen Grenzen lebensfähig ist und sie beharren auf einem unabhängigen Staat Libanon, während die arabischen Nationalisten ein vereinigtes Syrien wollen. Am 7. März 1920 ruft sich Faisal in Damaskus zum König eines vereinigten Syrien aus, während am 22.März 1920 in Baabda in Anwesenheit libanesischer Bataillone die erste libanesische Fahne gehisst und die Unabhängigkeit des Landes erklärt wird. Frankreich als Mandatsmacht in Syrien und im Libanon garantiert dies, während England den Arabern zugeneigt ist. Ein überwiegend christlicher Staat Libanon (80% Christen) in seinen historischen Grenzen entsteht. Am 01.September 1920 wird der Staat Großlibanon feierlich proklamiert. 1943 erfolgt die Unabhängigkeitserklärung der Republik Libanon.

 

 

Die politische Entwicklung der syrischen Provinz in röm.-byzant. Zeit

 

Im Jahre 64 v.Ch. errichtet Pompejus eine römische Provinz zwischen dem Golf von Alexandrette, oberem Euphrat, der arabischen Wüste und Ägypten. Diese Provinz erhält den Namen „Syria“. In diesen Gebieten ist seit der Herrschaft der Aramäer, auch im neubabylonischen Reich, Aramäisch die Umgangssprache, die lingua franca für alle hier lebenden Völker, auch bei den Juden. Nur in den großen Städten in bestimmten Kreisen wird griechisch gesprochen. Durch politische Spannungen, die noch aus der ausgehenden Zeit der Seleukiden herrühren, durch die verschiedenen Völkerschaften kommt es im Laufe der Zeit zu einer Aufteilung dieser Provinz. Im Jahre 6 n.Ch. wird die Provinz Judäa abgetrennt, seit dem zweiten Jahrhundert spricht man dann von Syria Palästina, und Kaiser Septimus Severus  teilt 194 n.Ch. die Provinz weiter in Syria Coelum und Syria Phönizia. Unter der Herrschaft von Byzanz wird im 4.Jh. die phönizische Provinz nochmals aufgeteilt in Seephönizien und Libanonphönizien. Seephönizien mit der Hauptstadt Tyrus umfasst die Küste mit den Städten  Arados, Antarodos, Botrys (Batroun), Byblos, Beiruth, Sidon, Tyrus, Raklé und Paneas (Banias), also die gesamte Küste des heutigen Staates Libanon sowie den südlichen Teil des Antilibanon. Libanonphönizien mit der Hauptstadt Damaskus umfasst die Bekaaebene mit Heliopolis (Baalbek) sowie den ganzen Osten bis Palmyra. Der Heutige Staat Libanon umfasst den größten Teil der byzantinischen Provinz Seephönizien sowie die Bekaaebene.

 

Die byzantinische Zeit bringt ein Aufleben eines neuen Nationalgefühls mit sich (deshalb Teilung der Provinzen), ausserdem die Ausbreitung des Christentums. Städte wie Damaskus und Palmyra sind dabei supranational. Auch in byzantinischer Zeit bleibt Aramäisch die Umgangssprache und wird die Sprache der Kirche. Durch den heiligen Ephrem erfährt sie eine besondere Würdigung und wird die Sprache der antiochischen Kirche. Latein ist die Sprache der Rechtsprechung, der Armee und der Verwaltung, während Griechisch die Sprache von Politik, Handel und Kultur (Literatur, Philosophie) bleibt. Über Jahrhunderte bleibt Aramäisch (seit dem 5./6. Jahrhundert Syriac genannt, um es gegen das Heidnische abzugrenzen), die Umgangssprache der maronitischen Christen (bis ins 19.Jh.), danach bleibt es die Sprache der Liturgie. Heutzutage gibt es nur noch wenige Dörfer nördlich Damaskus (Maalula, Seydnaya) sowie im Nordosten Syriens (bei Qamishle) sowie im Turabdin (Südosttürkei), wo aramäisch gesprochen wird. In der maronitischen Liturgie sind ebenfalls Teile erhalten geblieben. In Becharre wurde vermutlich noch länger Aramäisch gesprochen, worauf der lokale Dialekt hinweist. Beirut besass seit dem Beginn des 3. Jahrhunderts eine weithin bekannte Rechtsschule, berühmt vom 4.-6. Jh., die im großen Erdbeben von 555 mit anschließender Springflut vollkommen zerstört wurde. 

 

Das Patriarchat von Antiochia entsprach den politischen Verwaltungsgrenzen der damaligen Zeit und umfasste neben den beiden Kilikien (Armenien) auch beide phönizischen Provinzen, darüber hinaus Zypern, Isaurien (Türkei), beide Syrien, Mesopotamien, Euphratgebiet, Arabien, beide Palästina. Antiochia war das militärische und administrative Zentrum des römischen und byzantinischen Syriens. Es war Hauptstadt des ersten Syriens, Apamaea des zweiten Syriens, Hierapolis des dritten Syriens, Tyrus von Seephönizien und Damaskus von Libanonphönizien. In der Provinz von Antiochien prallten zwei Kulturen aufeinander, die syrische und die griechische.

Mit den Einfällen der Araber kommt es in diesen Provinzen zu einem Niedergang und Zerfall der Kultur, die über lange Zeit so glänzende Reiche hervorgebracht hatte und die Wiege der Zivilisation und der Stadtkultur ist. Byblos beispielsweise kann sich etwa mit Aleppo darum streiten, die älteste permanent bewohnte Stadt auf der Welt zu sein.

 

Byzanz wird in der Schlacht von Yarmouk 636 n.Ch. von den Arabern geschlagen, denen dadurch der gesamte syrische Raum offen steht. Schon im Jahr davor war Damaskus gefallen, 638 fällt Jerusalem und wird Mesopotamien erobert. Der Kaiser Heraklius (610-641), der die  syrischen Provinzen erst 629 von den Persern zurückerobert hatte, ist gezwungen den gesamten Osten zu räumen. Die hellenistische Bevölkerung Tripolis wird von Byzanz über die See evakuiert. Dennoch ist es so, dass Byzanz in den nachfolgenden Jahrhunderten in diesem Raum immer wieder mal präsent ist. Und zwar nimmt ein großer Teil der Bevölkerung im syrischen Raum, müde von den endlosen verwirrenden Christologiestreitigkeiten die einfache Religion des Islam an, dennoch verbleiben große christliche Minderheiten (z.B. im Raum Antiochia z.Zt. der Kreuzzüge über 40%). So wird etwa Antiochia im 10. Jahrhundert wieder für mehr als ein Jahrhundert byzantinisch, ehe es 1084 nach der Schlacht von Manzikert 1071 n.Ch. an die Seldschuken verloren geht und  nach der lateinischen Zeit 1268 vom Mamelukensultan Baibars zerstört wird. Und das byzantinische Kaiserreich ließ christliche Stämme aus Ostanatolien in den Libanonbergen ansiedeln, um den Widerstand gegen die Araber zu stärken. Justinian II (685-695) vereinbart mit dem Kalifen Abd-al-Malik die Rücksiedelung dieser Völker (Marada) genannt. Der Omayadenkalif nutzt die Interessen Byzanz für seine Interessen. In dieser Zeit ist auch Tripolis wieder für kurze Zeit byzantinisch und Byzanz führt vermutlich mit Einverständnis des Kalifen eine Strafexpedition gegen das Kloster Beth-Maroun durch, vermutlich, weil die Ernennung eines eigenen Patriarchen die Dominanz der orthodoxen Staatsreligion gefährdete. In Folge davon flieht der Patriarch (Jean Maroun?) in den Libanon. Auch Mitte des 8.Jh. wird Tripolis kurzzeitig erneut byzantinisch, ebenso wird Baalbek 976 wieder byzantinisch, nachdem es zuvor mehrfach zwischen Abassiden und Fatimiden (Ägypten) gewechselt hatte. Im selben Jahr wird Kaiser Johannes Tzimiskes freundlich im Damaskus empfangen, Sidon unterwirft sich ihm, die anderen phönizischen Küstenstädte (Beirut, Byblos, Tripolis) werden geplündert und Festungen errichtet. 998 weilt der Kaiser Basilius II im Land und attackiert Tripolis, kann es aber nicht erobern. 

 

 

Geschichte der antiochischen Kirche

 

Das Patriarchat von Antiochien wird von Petrus gegründet, bevor er sich nach Rom begibt und dort 69 n.Ch. den Märtyrertod stirbt. Deshalb tragen alle maronitischen Patriarchen den Namen Petri (Butros). Nach der Zerstörung Jerusalems verlagert sich das Zentrum der aramäischen Christen nach Antiochia. Hier werden die Anhänger Jesu auch erstmals Christen genannt. Das syrische Christentum hat in seinen Ursprüngen auch eine deutliche Prägung durch die Essener (Qumran), einer jüdischen Sekte ca. 200 Jahre vor Christus, deren Nachfolger sich zum Christentum bekehrten.

 

431 n.Ch. erstes Konzil von Ephesus

Die Nestorianer werden verdammt und trennen sich von der antiochischen Kirche; ihr Patriarchat residiert heut in Teheran. Die Nestorianer (ostsyrische Kirche) fassen vor allem in Persien Fuss, bzw werden dorthin vertrieben und missionieren erfolgreich die Mongolen bis hin nach China. Durch Tamerlan wird die nestorianische Kirche in Persien ausgelöscht, die Mingdynastie macht dasselbe in China. Der überwiegende Teil der Reste der nestorianische Kirche wird später katholisch (Chaldäer). Die Reste der nestorianischen (Chaldäer/Assyrer) Kirche erleben 1935 weitere große Massaker im Irak. Die Geschichte wiederholt sich in diesen Tagen.

Zypern wird vom Patriarchat von Antiochia abgetrennt.

 

451 n.Ch. Konzil von Calcedon

Jerusalem wird vom Patriarchat von Antiochia abgetrennt (nachdem es nach der Zerstörung Jerusalems 70 n.Ch. an Antiochia angegliedert worden war)

Die Lehre von den zwei Naturen Christi führt zur Abspaltung der sogenannten orientalischen Kirchen (Armenier, Kopten und Äthiopier, Syrisch-Orthodoxe). Die Monophysiten/Jakobiten sind im Patriarchat von Antiochia in der Mehrheit, die Duophysiten bilden eine Minderheit vor allem in Kilikien, in der Gegend von Apamea und in Seephönizien. Die Monophysiten schließen sich im Laufe der Zeit zur syrisch-orthodoxen Kirche zusammen, deren Patriarch heute in Damaskus residiert. Die calcedontreuen Christen, damals Melkiten (von aramäisch: melech = König; die Kaisertreuen) genannt (vor allem in Seephönizien), spalten sich wiederum auf in die Maroniten und Maximiten, welche nach und nach Ritus und Sprache der griechisch-orthodoxen Reichskirche adaptieren, insbesondere in den maritimen Zentren Phöniziens, Die griechisch-orthodoxe Kirche im Nahen Osten hat ihre Wurzeln also vor allem in der hellenisierten Stadtbevölkerung, die im Gegensatz zur Landbevölkerung ihren Ritus immer schon in Griechisch hielt.

 

Zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert gibt es Bemühungen der römischen Kirche, die getrennten Kirchen zu unieren. In Folge dieser Bestrebungen kommt es zur Gründung neuer Kirchen:

 

1552 gründet Jean Soulaka die chaldäisch-katholische Kirche, die sogenannten Chaldäer, die besonders im heutigen Irak leben; im Libanon mit einem Bischof vertreten. Die übrigen Nestorianer werden im Gegensatz dazu als Assyrer bezeichnet.

 

1662 formt André Akijian die syrisch-katholische Kirche, deren Patriarch in Beirut bzw. Charfé residiert und die im Libanon gut vertreten ist.

 

1709 gründet Cyrill V. die griechisch-katholische Kirche/ Melkiten (v.a. im syro-arabischen Raum), deren Patriarch in Kairo und Damaskus residiert und die im Libanon gut vertreten ist.

 

1740 organisiert Abraham Ardzivian die armenisch-katholische Kirche, deren Patriarch in Beirut bzw. Bzommar residiert und die ebenso wie die armenisch-gregorianische Kirche mit dem Patriarchat in Antelias seit dem Genozid von 1915/1922 im Libanon stark vertreten ist (allerdings starke Abwanderung in Folge des Bürgerkrieges)

 

Mit Beginn des 19.Jahrhunderts kommt es zu Evangelisierungsversuchen der anglo-amerikanischen protestantischen Kirchen, zum Teil gegen heftigen Widerstand des maronitischen Patriarchats. Basis für die Mission im osmanischen Reich ist die Insel Malta, die die Engländer von Napoleon erobert und den Johannitern nicht mehr zurückgegeben hatten. So gibt es heutzutage im Libanon wie überall im Mittleren Osten diverse protestantische Gruppen, die jedoch nicht massiv Fuss fassen konnten. Wir beobachten auch heute eine starke Missionstätigkeit gerade der evangelikalen amerikanischen Gruppen, genauso wie in Südamerika und Afrika. Entscheidender ist jedoch die massive Unterstützung eine jüdischen Staates seitens der Evangelikalen zuungunsten der Christen aus ideologischen Gründen.

 

Die neugegründeten katholischen Kirchen erhielten von den Maroniten damals aktive Unterstützung, so ist es auch zu erklären, dass deren Patriarchate ihren Sitz zum Teil im Libanon haben. Die Unierungen sind zeitbedingt zu verstehen; heute gilt dies nicht mehr als opportun. Jede Kirche stellt in ihrer Eigenart einen Schatz des Kleides Christi dar.

 

Die antiochische Kirche ist von Anbeginn durch eine große Pluralität und Diversität gekennzeichnet. Sie muss im Laufe ihrer Geschichte einen hohen Blutzoll (besonders die Monophysiten) zahlen. Das christliche Leben erfährt einen ersten Genozid unter den Einfällen von Tamerlan, von dem sich die Kirchen nie wieder erholen, danach einen zweiten Genozid 1915/16 und 1921/22 durch die Türken. Dabei werden nicht nur die armenischen, sondern auch die syrischen Christen (Nestorianer, Chaldäaer, Syrisch-Orthodoxe, Syrisch-Katholische) zu einem überwiegenden Teil ausgelöscht.

 

Die antiochische Kirche kann als eine ländliche Kirche bezeichnet werden, stark gläubig, die Kult und Gebet in Stille liebt; Ihr Ritus ist syrisch-antiochisch; alle sprechen aramäisch und viele einigermaßen griechisch; die Religion enthält ein lyrisches und sentimentales Element, es ist eine erdverbundene und lächelnde Religion. Die hohen Steuern, die Bevorzugung der byzantinischen Kultur und das Misstrauen gegenüber der syrischen Kultur seitens Byzanz bringen sie in einen Gegensatz zum Reich.

 

 

 

Die maronitische Kirche

 

An der Spitze der Kirche steht seine Heiligkeit der Patriarch von Antiochien und des gesamten Ostens. Das meint, dass sich sein Patriarchat über Antiochia hinaus auf die Diözesen und sogar weit bis nach Indien erstreckt und auch die Christen dort umfasst. Seit der libanesischen Synode von 1736 ist das Patriarchat in zunächst acht Diözesen aufgeteilt und die Bischöfe haben Aufgaben ähnlich denen, die im Westen beim tridentinischen Konzil festgelegt wurden. Die Diözesen sind im folgenden:

 

Aleppo, Beirut, Byblos, Batroun, Zypern, Damaskus, Baalbek, Tripoli, Tyrus und Sidon, die seit 1906 autonome Diözesen bilden. 1946 wurde eine Diözese für Ägypten eingerichtet, 1960 erhielt die Diözese von Damaskus den Name „Sarba“, später kam die Diözese „Zahlé und Bekaa“ hinzu, aus der Diözese Baalbek wurde die Diözese „Jounieh“. Schließlich kam die Diözese „Lattaquia-Tartous“ hinzu sowie weitere Diözesen in Übersee (Australien, Kanada, Brasilien: mehr als 5 Millionen Maroniten leben in Brasilien). 

 

Die maronitischen Patriarchen residieren zunächst in Beith-Maroun (Apamea), später im Kloster St.Johannes Maroun in Kfarhai (Batroun), in N.D. de Yanouh (bis 1120), in N.D. d`Ilige (bis 1444), N.D. de Qannubin (1444 - Mitte 19.Jh., seitdem N.D. de Bkerké.

 

Der Chevalier d`Arvieux schreibt anlässlich seiner Reise 1660 in den Libanon: „Ils n`ont que des crosses de bois, mais ce sont des évêques d`or“ (wooden crosses but golden hearts)

 

Die maronitische Kirche ist aus dem Kloster hervorgegangen und hat von jeher eine immense monastische Verankerung. Die Patriarchen wie die Bischöfe entstammen dem Mönchstum. 

 

Die Beziehungen zur römischen Kirche/Vatikan

Die Beziehungen zu Rom waren für die Maroniten immer von außerordentlicher Wichtigkeit, gaben Rückhalt und Impulse. Sie sorgen ab dem 16.Jahrhundert bis zu Beginn des 20. Jh. für einen Modernisierungsschub und einen kontinuierlichen Austausch (dafür stehen insbesondere die Druckerpresse 1585 und die Gründung des maronitischen Kollegs in Rom 1584, Einführung des gregorianischen Kalenders um 1600), sind jedoch nicht frei von den Strömungen der Zeit, d.h. der Latinisierung der maronitischen Kirche parallel zur Abspaltung katholischer orientalischer Kirchen.

 

Seit dem 16. Jahrhundert kommt es nach und nach zu einer partiellen Latinisierung des Ritus, zur Übernahme römischer Elemente (Kleidung der Bischöfe, Statuen in Kirchen, westliche Elemente in der Musik etc.; parallel dazu werden Gesänge und Liturgie ins Arabische übersetzt, das heutzutage die Messe dominiert; wichtig sind in diesem Zusammenhang die Visitationen von Eliano (1578/79, 1580/82) und Dandini (1596/97) Ende des 16. Jahrhunderts. Ersterer verbrennt mehrere Bücher der Maroniten, in denen er Fehler zu entdecken glaubt und die unwiderbringlich verloren sind. Seit dem zweiten Vatikanum gibt es eine Gegenbewegung, eine Reinigung von westlichen Auswüchsen und man ist sich des Schatzes der eigenen Liturgie und Tradition auch für die westliche Kirche bewusst. Die maronitische Kirche ist die einzige christliche Kirche, welche in ihrer Geschichte keine Spaltung erfuhr. Sie ist eine der orientalischen Schwesterkirchen, von denen es (s.o.) einige gibt. Orientalische Kirchen (Thomaskirche; katholische und nicht-katholische) gibt es übrigens auch in Indien, welche den aramäischen Ritus und die aramäische Sprache bis heute zum Teil ganz unverfälscht bewahrt haben.

 

Wie in allen orientalischen Kirchen spielt die Marienverehrung eine große Rolle und darf in keiner Liturgie fehlen. 

 

Der Patriarch hatte eine außerordentliche Rolle für die Maroniten, er war nicht nur geistliches Oberhaupt, sondern auch letzte und oberste Autorität in allen Fragen des Lebens und der politischen Entscheidungen. Regional hatten die einzelnen „Moqqadem“, ein Amt, das erblich wurde, die Leitung inne, sie waren die Ausführenden in weltlichen Dingen, auch als militärische Führer. Manche Moqqadim waren auch in religiösen Fragen beteiligt. Der Maqqadem von Becharre war dabei der primus inter pares. Während der Herrschaft von Fahkreddine schwand vorübergehend die Macht der Mpoqqadem und ging an andere maronitische Familien über, welche diesem direkt als Berater und Exekutive dienten. 

 

 

Die Rolle des libanesisch-maronitischen Ordens(OLM)

Die ersten Mönche und Einsiedler gibt es in Ägypten, Syrien und Palästina etwa zur selben Zeit, doch erst seit Antonius dem Großen (251-356) sammeln sich diese Mönche in Gemeinschaft. Er verlässt mit 50 Jahren alles, um in die Wüste zu gehen und wird der Vater der Mönche. Seine feste Form erhält das Mönchsleben in Kappadokien durch den Hl.Basilius, Bischof von Caesarea um 358 n.Ch., also fast 200 Jahre, bevor der Hl.Benedikt das Mönchsleben im Okzident initiiert. Der Hl.Basil (329-379) bildet zusammen mit Gregor von Nazianz und Gregor von Nissos das Dreigestirn der kappadokischen Kirchenlehrer.

 

Parallel dazu entsteht seit dem Beginn des 4.Jahrhunderts ein Mönchsleben zunächst in Palästina (Hilarion, Clariton) und dann in gesamten syrischen Raum. Zunächst verstehen sich die Mönche als strenge Asketen, sie gehen in die „Wüste“, das meint sie verlassen die Zivilisation - wir haben hier auch eine Gegenbewegung in dem Moment, in dem das Christentum „mainstream“ wird -, nach und nach entdecken sie auch das Apostolat, beginnen sich dem Volk zu öffnen, sie ziehen das Volk auch an (siehe der Hl.Maron oder Simon Stylites). So meint Wüstenväter auch nicht, dass diese unbedingt in der Wüste gelebt haben, sondern in der Stille, ausserhalb der Gesellschaft, fern der Städte und des besiedelten Landes, wie etwa Qozhaya. Beispielhaft für die Klöster sind heute etwa das Katharinenkloster im Sinai oder das Georgskloster in Syrien in der Nähe des Krak. Die meisten Klöster gibt es aber mit Abstand heute im Libanon. 

 

Wie keine zweite Kirche hat die maronitische Kirche ihre Wurzeln im Mönchstum und bildet das Mönchstum den stärksten Ausdruck des christlichen Wunsches nach der Vereinigung mit Gott. Die Klöster waren nicht nur Ort des Gebets und der Aktion, sondern auch Zitadelle des Glaubens und Ausgangspunkt der Mission. Ohne die Mönche wäre nicht die Urbarmachung der Berge möglich gewesen. Die Klöster waren niemals eine Parallelgesellschaft, sondern standen mitten im Volk und ermutigten es und spornten es an. Die Mönche kamen aus den Dörfern und waren für die Dörfer dar. Einheit von Kloster und Volk. Sie hatten kein Wissen von Theologie oder Philosophie, teilten die Feldarbeit mit dem Volk und erfuhren Gott in ihrem Tun und im Gebet. Heutzutage ist die Verknüpfung von Orden und städtischer Bevölkerung schwächer.

 

Die Patriarchen kamen aus dem Mönchstum und hatten überragende geistliche und politische Leitfunktion für die Maroniten, auch die Bischöfe kamen aus dem Mönchstum, während die Laienpriester traditionell heiraten dürfen. Verheiratete Männer werden sogar früher zur Priesterweihe zugelassen als ledige. Die Patriarchen genauso wie die Bischöfe lebten weiterhin ein einfaches monastisches Leben.

 

Bis zum Ende des 17.Jh entwickelt sich das Mönchstum in seiner gemeinschaftlichen und eremitischen Form frei. Manche Klöster stehen unter Leitung eines Bischofs, wobei die Bischöfe bis ins 18. bzw. 19 Jh. lediglich Vikare des Patriarchen sind ohne eigene Autorität. Es entstehen zahlreiche sogenannte Doppelklöster, ein Männer- und ein Frauenkloster mit gemeinsamer Kapelle, Küche etc. Dies sind zunächst reine Familienklöster, Familien also, die sich und ihr Eigentum ganz dem geistlichen Leben hingaben; später leben darin auch mehrere Familien und es kommt zu Missbräuchen. A. Kara`ali bezeichnet das Leben in den überwiegend Doppelklöstern Ende des 17.Jh. als „heilbringend für die guten Ordensleute und gefährlich für die schlechten.“  So beginnt er die Reform des monastischen Lebens.

 

1693 wird der maronitische Orden von drei jungen Männern aus Aleppo (Abdallah Kara`ali, Youssef Al-Betn, Gebrael Hawwa, dazu stößt später Germanos Farhat) gegründet, in Mart-Moura bei Ehden, der Orden konstituiert sich 1695 erstmals im Kloster Mar Lichaa im Qadishatal. Der Orden orientiert sich an Antonius dem Großen und hat ihn als Patron. Wie es der Tradition des maronitischen Mönchstums entspricht, verbinden sich Aktion und Kontemplation darin, mit Schwerpunkt auf dem zweiten. Inhaltlich gibtes drei Richtlinien: Beibehalten des traditionellen monastischen Lebens, Rückbesinnung auf die Mönchsväter, am Westen orientierte moderne hierarchische Struktur. 1732 wird er eine Einrichtung pontifikalischen Rechts und dadurch minimieren sich die Widerstände gegen ihn. An seinen Regeln orientieren sich alle weiteren orientalischen Orden. Es kommt schon bald zu einer Aufspaltung des Ordens (1770), die mehr eine Trennlinie zwischen den intellektuellen städtischen Mönchen aus Aleppo (Halabiten) und den bäuerlich geprägten Mönchen aus den Bergen (Baladiten) sichtbar macht. Aleppo mit seinen zahlreichen Christen ist über Jahrhunderte das geistige und kosmopolitische Zentrum christlichen Lebens im syrischen Raum. Heute gibt es neben dem libanesisch-maronitischen Orden, der gegenwärtig etwa 300 Mönche umfasst, noch die Marjamiten (bis 1969 Halabiten) und die Antoniner (1700 gegründet L`Ordre Antonin Maronite, Hl. Isaie als Schutzpatron), deren Gemeinschaften jeweils kleiner sind, inhaltlich jedoch ähnlich geprägt.
 

Mönche des Libanesisch Maronitischen Ordens (OLM)


Nach und nach werden alle Doppelklöster aufgehoben und nur noch getrennte zugelassen. Das dauert bis zu Beginn des 19.Jh. Die neuen Frauenkongregationen führen zunächst ein kontemplatives Leben in Klausur, werden aber im laufe des 20.Jh. alle in eine aktive Ausrichtung umgewandelt. Heutzutage gibt es noch drei kontemplative maronitische Frauenklöster, welche direkt dem Patriarchen unterstellt sind. Dazu kommt seit 1959 das ökumenisch ausgerichtete KlarissenKloster der Einheit von Yarzé bei Beirut. 

 

Die Kirche und insbesondere das Mönchstum waren eine Avantgarde nicht nur in der Kultivierung des Landes und der Entwicklung neuer Anbaumethoden, sondern auch bezüglich der Ausbreitung des Glaubens und der Wissenschaften, dem Kontakt mit dem Westen. So wird 1584 das erste maronitische Kolleg in Rom gegründet, um dort Mönche studieren zu lassen, denn zu diesem Zeitpunkt sind diese genauso wenig gebildet wie das übrige Volk. 1585 wird die erste Druckerpresse im Mittleren Osten in Kloster Antonios Qozhaya aufgestellt, (1610 wird der erste Psalter gedruckt), über 200 Jahre bevor Napoleon eine zweite Druckerpresse nach Ägypten bringt (1798). Schon zwei Jahre nach der Ordensgründung beginnen Mönche Kinder in Ehden und Becharre in Lesen und Schreiben zu unterrichten, weitere Schulen werden gegründet. Die libanesische Synode  1736 bedeutet einen weiteren wichtigen Schritt auf diesem Weg, die Bildung der libanesischen Kinder, Jungen wie Mädchen, voranzutreiben. Heute werden zahlreiche Schulen, zwei Kliniken und und die erste Privatuniversität des Libanon, USEK mit mehreren Dependancen vom Orden betrieben und der Orden legt äussersten Wert auf die Bildung seiner Mönche. Die Menschen sind stolz auf ihre gebildeten Mönche, wie erst vor kurzem wieder in einem Gespräch mit Einheimischen zum Ausdruck kam.

 

Das maronitische Mönchstum war über Jahrhunderte stark kontemplativ ausgerichtet mit den Schwerpunkten Einsamkeit, Einfachheit und Askese, das missionarische, apostolische Wirken ein Nebeneffekt davon. Mit der Neugründung des Ordens und der Reform des Mönchstums 1695 bekommt der aktive Aspekt eine stärkere Gewichtung, wird noch bedeutender nach dem 1.Weltkrieg. Seit 1955 haben alle drei Orden die Vita Aktiva als Hauptziel des Ordenslebens verankert.

 

Das eremitische Leben

 

„Die Gebeine unserer Ahnen sind die Gebeine von Heiligen.  Unsere Berge und Täler sind die überreichen Friedhöfe der Gebeine unserer Heiligen.“

 

Eremiten gab es vermutlich schon in vorchristlicher Zeit, frühe Eremiten im Libanon sind Urganius, ein Gelehrter der Universität Beirut, der 253 in Tyrus beerdigt wird; ebenso lebt der Bischof Challita nach seiner Flucht vor den Verfolgungen Diokletians 303 eine Weile als Eremit in den Bergen, bevor er in die Ebene zurückkehrt, um den Gläubigen beizustehen und in Antiochia den Märtyrertod stirbt.

 

Seit dem Beginn des Mönchtums bildete das eremitische Leben eines festen Bestandteil der mönchischen Lebensform, ja man kann sagen, dass es sogar als seine Krönung verstanden wurde. Ältere erfahrene Eremiten leiteten dabei die Jüngeren an. In Syrien lebten zahlreiche Eremiten rund um die Klöster oder für sich, auch in den Schluchten des Libanon lebten zahlreiche Eremiten seit dem 4.Jahrhundert. 

 

Ein geschlossenes christliches Siedlungsgebiet, die Grotten und tiefen Täler der Berge boten dabei die ideale Umgebung für mönchisch-eremitisches Leben. Überhaupt waren ja die Berge des Libanon so begehrt, weil ihre Abgeschlossenheit und Unzugänglichkeit zunächst im römisch-byzantinischen Reich und dann unter den Arabern und Osmanen Schutz und Freiheit in der Ausübung des eigenen Kultes und der eigenen Lebensweise gewährten. Schon für die Heiden waren die Berge das Rückzugsgebiet gewesen. 

 

Um 509 wird ein Eremit Lawandos in Hadath benannt. Im selben Jahr entsteht auch in Aaqura das erste Kloster für gemeinschaftliches Leben (Sankt Edna), ebenso Notre Dame de Yanouh und einige andere, die in einem Dokument von 509 benannt werden, jedoch 1929 durch einen Erdrutsch bzw. 551 durch das Erdbeben und die Flutwelle zerstört werden.

 

Bis zum Ende des 19.Jahrhunderts vollzog sich das eremitische Leben ganz nach Gusto des Einzelnen. Jeder konnte das werden. 1716 wurde eine erste Regel für das eremitische Leben aufgestellt, der Zugang reglementiert, die Eremitagen hatten sich um bestimmte Klöster in deren näheren Umkreis zu gruppieren. In den Eremitagen sollten je 2-3 Eremiten gemeinsam leben. Die Eremiten stehen unter Aufsicht des Superiors des Klosters, dem sie zugeordnet sind. In Folge davon blühte das eremitische Leben auf. Ende des 18. Jahrhundert gab es keinen Platz mehr in den Eremitagen. Der 1. Weltkrieg bedeutete in vielerlei Hinsicht eine Zäsur. Die Eremitagen leerten sich nach und nach. Der letzte Eremit starb 1958. Nicht nur das moderne städtische Leben, die rasante Öffnung nach Westen, sondern eine römische Kirche, die den Blick für das kontemplativ - eremitische Leben verloren hatte (Kanonisches orientalisches Recht von 1952) und ihre Akzente vollkommen anders setzte, haben damit zu tun. Das 2.Vatikanum benannte jedoch den Eremiten Charbel Makhlouf als Modell zeitgenössischen christlichen Lebens und wertete so diese Lebensform wieder auf. Gegenwärtig leben zwei Eremiten bei Qozhaya, P. Antonios Chayna (gest. 03.01.09), ehemals Spiritual des Ordens, Professor für Moraltheologie, und P. Dario Escobar, Professor für Dogmatik in Kolumbien, studierter Psychologe, der lange auch in den USA lebte, in Miami mit den Ärmsten der Armen arbeitete. Ein dritter Mönch bereitet sich derzeit auf ein Leben in der Eremitage Mar Michail vor. Ein weiterer Eremit, Pater Yuhanna Khawand, Poet und Dichter, Verfasser von Hymnen, Übersetzer der wichtigsten Kirchentexte, Ratgeber des Ordens, lebt bei Tamish.

 

Das Leben in den Eremitagen ist streng geregelt. Handarbeit, Studium und Gebet wechseln sich täglich ab, der Eremit isst nur allein, bereitet sich seine Mahlzeit, einmal am Tag, selbst zu, die kein Fleisch enthält und keinen Alkohol.

 

Die drei Heiligen des Libanon

 

Nee`matullah Kassab El-Hardini (1808 - 1858)

in den Bergen in der Nähe von Batroun geboren, zahlreiche Ordensleute/Priester in der Familie, sein Bruder wird Eremit, er tritt 1828 in den Orden ein, macht sein Noviziat in Qozhaya, danach in Kfifane, wo er 1833 zum Priester geweiht wird. Lebt ein leben in der Gemeinschaft des Ordens, als Lehrer, als Assistent des Ordensoberen, macht  das, was ihm anvertraut wird; stirbt 1858 an einer Lungenentzündung; sein letzter Satz: „Maria, dir vertraue ich meine Seele an.“ Der hl. Hardini war der Lehrer des hl.Charbel in Moraltheologie. Von Johannes Paul II 2001 heiliggesprochen.

 

 

Charbel Makhlouf (1828 - 1898)

am 5.12.1965 seliggesprochen im Rahmen des II.Vatikanum als ein Modell authentischen christlichen Lebens; als fünftes Kind einer Familie in Bqaa Kaafra geboren, in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, verliert im Alter von drei Jahren seinen Vater (der wurde zu Militärtransporten der osmanischen Armee gezwungen), besucht als Junge mehrmals seine beiden Onkels mütterlicherseits, die als Eremiten in der Einsiedelei Mar Bula bei Qozhaya leben. 1851 Eintritt in den Orden, 1859 Priesterweihe, danach 16 Jahre Leben in Gemeinschaft in Annaya, 1875 erhält er die Erlaubnis zum eremitischen Leben. Erfährt eine Lähmung am 18. Dezember während der Messe und stirbt am 24.12.1898 im Alter von 70 Jahren. Er führte ein exemplarisches, sehr einfaches Leben, Gebet und Arbeit gewidmet, schon zu seinen Lebzeiten als Heiliger betrachtet, er ist ein Modell wahrer Freiheit, einer vollkommenen Einfachheit und Armut, eines inneren Gleichgewichts und einer Freiheit dadurch. Er ist gerade ein Gegenmodell in einer immer mehr materialistisch orientierten Welt. Sein Körper bleibt intakt bis zu seiner Seligsprechung 1965, danach zerfällt er, nur die Knochen bleiben. Heiliggesprochen von Paul VI am 9.Oktober 1977.

 Stautue des hl. Charbel in seinem Geburtsort Bqaa Kafra


 

Rafqa El-Choboqh El-Rayes (1832 - 1914)

1832 in Himlaya geboren, im Distrikt Metn. Verliert ihre Mutter im Alter von 7 Jahren. Drei Jahre in Damaskus, familiärer Streit, wen sie heiraten soll, entzieht sich dem und tritt im Altervon 21 in den Orden ein; 1860 wird sie nach Deir-el-Qamar geschickt, wo sie die Massaker an den Christen miterlebt; sie kann ein kleines Kind retten und die Schwestern überleben in einem Viehstall versteckt. Ihre Jahre verbringt sie an verschiedenen Orten, als Lehrerin betraut;im Alter von 39 Jahren begibt sie sich nach Aitou, um ein Leben in Klausur zu beginnen, 1871 Noviziat und 1873 ewige Profess. 1885 wird sie von einer schweren Krankheit geschlagen, um die sie gebeten hatte, um Christus im Leiden nahe zu sein; niemand kann ihre Leiden heilen (heftiger Kopfschmerz und Druck auf den Augen), schließlich erblindet sie. 1897 wechselt sie mit Mitschwestern in den neugegründeten Konvent von Jrabta. Dort erfährt sie Schmerzen in den Beinen, schließlich fast eine vollständige Lähmung, erträgt alles mit innerer Freude; stirbt dort am 23.03.1914. Sie ist ein Modell der Geduld und des Ertragen seiner Passion, der totalen Unterwerfung unter die göttliche Vorsehung. 2001 heiliggesprochen. 

 

Gegenwärtig läuft der Prozess des Seligsprechung des Patriarchen Stéphane Douwaihi (1670-1704 als Patriarch), von dem der frz. Vizekonsul seinerseits schrieb, dass er „wie ein Heiliger in seinem Kloster Qannubin starb“. Zwei weitere Seligsprechungen sind erfolgt: Bruder Jecub, ein Kapuziner, und Bruder Estephane, OLM.

 

Ein weiterer Heiliger (armenisch-katholische Kirche) ist Ignatius Maloyan, der 1915 als Erzischof von Mardin den Märtyrertod stirbt. Ebenfalls 2001 heiliggesprochen.

 

 

Zur Geschichte des Libanon

 

Der Libanon ist heute ein kleines Land von etwa 10400 Km“, etwa 4 Millionen Einwohnern;  seine Ausdehnung entspricht in etwa dem historischen Phönizien.

 

Im Libanon hat das Alphabet seinen Ursprung, er war Durchzugsgebiet für eine Menge Völker (Hethither, Babylonier, Ägypter, Aramäer, Griechen, Römer, Araber und Türken, wovon etwa die Tafeln am Lycos, dem Hundsfluss (Nahr-el-Kalb), nördlich von Beirut zeugen.

 

Der Libanon war immer ein Hort der Freiheit, war Rückzugsgebiet für die geschlagenen Stämme der Amoriter, später der Aramäer, Phönizier, war letztes Bollwerk der heidnischen Kulte, so wie er dann Heimstatt der Maroniten wurde und immer wieder diejenigen aufnahm, die auf der flucht waren und einen Platz suchten, ungestört ihren Glauben leben zu können. So wurde er vorübergehend Heimstatt vertriebener äthiopischer Christen (Sekte) und vertriebener Jakobiten und gab Drusen und Schiiten ein zu Hause.

 

Der Libanon ist der Rest des einstigen christlichen Reiches des Mittleren Ostens, er hat auch heute mit seinen christlichen Institutionen eine enorme Bedeutung für die restlichen Christen im Mittleren Osten (etwa für die Priesterausbildung, Weiterbildung etc)

 

 

Interessantes aus dem Heiligen Tal

 

1624 gründet der Patriarch Jean Makhlouf in Hawka die erste theologische Schule des Libanon, auf der die zukünftigen Seminaristen für das Kolleg in Rom vorbereitet bzw. ausgewählt werden.

 

1585 beschafft der Priester Sarkis El-Rizzi, ein Neffe des Patriarchen Joseph El-Rizzi, der diesen auf seiner Reise nach Europa begleitete, die erste Druckerpresse des Nahen Ostens. Sie kostete enorme Summen. Ältestes erhaltenes Buch ist ein Psalter von 1610. Vor der Übernahme des Klosters Qozhaya 1708 durch den OLM findet nur ein unregelmäßiger Druckbetrieb statt. Zunächst(17.Jh.) werden nur Werke in Syriac gedruckt. Jacques Mislin, ein europäischer Besucher Anfang des 19.Jh. schreibt: „Man ließ uns den Konvent besichtigen und zuerst sahen wir die Druckerei. Gewiss, wenn man sie mit denen in Europa vergleicht, ist sie, um mit Robinson zu sprechen, in einem traurigen Zustand. Aber es galt viele Schwierigkeiten zu überwinden, um einen solchen Apparat überhaupt in dieser Einöde aufzustellen. Diese Mönche müssen sich ganz mit sich selbst begnügen: Sie haben in ihrer Reihe Künstler jeder Art, die niemals andere Werkstätten gesehen haben als ihre eigenen, ohne irgendeine Verbindung nach Europa und beinahe ohne jede Möglichkeit dazu; wie also konnten sie von unseren Entdeckungen profitieren? Sie druckten allein arabische und syrische Werke. Das Syrische ist für die Maroniten die Sprache des Wissens, das Arabische die Umgangssprache...Im Libanon genau wie in Palästina habe ich Bibliotheken oder Druckereien allein in den Konventen gefunden: Neuerlicher Beweis, dass die Mönche Feinde der Dunkelheit sind. Ich habe auch Buchbinder-, Keramik- und Schneiderwerkstätten vorgefunden.“

 

Die Maroniten in der Welt

Eine erste Auswanderungswelle, allerdings zunächst mehr individuell als in Massen, setzt mit dem Rückzug der Kreuzfahrer und dem Fall der letzten fränkischen Herrschaften ein; in Zypern entsteht eine erste maronitische Kolonie, in den Bergen Nordzyperns, in relati  kurzer Zeit gibt es mehr als 70 Dörfer und Pfarreien, so dass schon bald ein Bischof für sie berufen wird. Ein solcher existiert schon im Jahr 1340 n.Ch. Mit dem Einfall der Türken 1570 kommt es zu Massakern an den Christen; zum Teil konvertieren die Maroniten zum Islam, um ihre Familien zu schützen, zum Teil flüchten sie nach Rhodos und anderswo hin. Heute leben nicht mehr als 5000 Maroniten auf Zypern.

 

Mit dem 19. Jahrhundert wird die Auswanderung massenhaft, besonders nach Brasilien, Venezuela, Mexiko, Australien, Kanada, USA, Schwarzafrika (Senegal). In Brasilien leben heute 5-7 Millionen, in den USA etwa 1 Million, auch im Großraum Sydney mehrere Hunderttausend, diese vor allem aus dem Nordlibanon/ Qadishatal.

Die Auswanderung ist einerseits phönizisches Erbe, die Abenteuerlust im Blut, andererseits der Suche nach einem besseren Leben geschuldet, frei von Krieg, Unterdrückung, Verfolgung und armseligen ökonomischen Bedingungen. Das Exil ist immer auch der Freiheitsliebe der Maroniten geschuldet. 

 

 

 

Vortragsmanuskript von Matthias Disch, matdis@freenet.de, (privat)

 

 
 

 

 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden